Über die Vor- und Nachteile deutscher Anführungszeichen kann man wunderbar streiten. Sie sind auf jeden Fall eindeutiger zu erkennen als etwa die englischen, die immer an der gleichen Position auftauchen und sich nur in der Richtung ihrer Schnörkel unterscheiden. Und sie sind schon von Weitem besser zu erkennen als die französischen, weil sie aus der Grundlinie der Buchstaben „ausbrechen“. Aber das ist auch ihr Nachteil: Sie stechen etwas aus dem Text heraus und können das Schriftbild unruhig wirken lassen. Und halbe Anführungszeichen, die man für Zitate in Zitaten benötigt, können auf den ersten Blick mit Kommas oder Apostrophen verwechselt werden.
Letztlich ist die Wahl des Anführungszeichenstils Geschmackssache. Im Buchdruck werden jedoch meist Chevrons verwendet. Denn hier kommt es auch auf die Optik an: Buch-/Blocksatz ist eine Kunst, das Layout eines Buchtextes Teil des Gesamtwerkes. Hier wirken deutsche Gänsefüßchen dann mitunter störend, da sie das Erscheinungsbild eines Blocksatzes aufbrechen können. Gerade in Romanen mit viel wörtlicher Rede, mit tausenden Dialogen, würden deutsche Anführungszeichen das Erscheinungsbild sehr ausgefranst wirken lassen. Guillemets werden hier als schöner, weil gleichmäßiger wirkend empfunden.
Deutsche Gänsefüßchen in gedruckten Büchern sind daher nicht „falsch“ – aber sie entsprechen nicht der Konvention. Meistens jedenfalls. Denn es kommt auch sehr auf das Genre an, welche Art von Anführungszeichen sich eignet. Gerade Sachbücher verwenden oft auch die deutschen Häkchen, auch manches Jugend- oder Kinderbuch bevorzugt die deutschen Anführungsstriche. Bei Romanen herrschen dagegen fast ausnahmslos die aus dem Romanischen stammenden Guillemets vor.
Allerdings sind auch Guillemets nicht gleich Guillemets. In deutschsprachigen Texten werden die „französischen Gänsefüßchen“ nämlich genau andersherum benutzt: Während in französischsprachigen Texten die Spitzen nach « außen » zeigen, deuten hierzulande die Zeichenspitzen nach »innen«, sind also zum zitierten Text hingewandt. Und sie werden ohne Leerzeichen verwendet.
Wie genau man Chevrons im Schreibprogramm erzeugt, kommt auf das Betriebssystem und das entsprechende Programm an. Bei Windows z. B. kann man sie programmübergreifend eingeben, indem man die Alt-Taste gedrückt hält und dann auf dem Ziffernblock 175 oder 174 eingibt:
Ja, richtig, die höhere Zahl zuerst, weil die Verwendung im Deutschen eben umgekehrt ist. Braucht man die »Buchdruck-Anführungszeichen« nur gelegentlich, ist es praktisch, sich ein entsprechendes Makro im Schreibprogramm zu erstellen, um sie mit Tastenkürzel oder einer Schaltfläche schnell einfügen zu können. Alternativ stellt man sein Schreibprogramm so ein, dass es gleich Chevrons statt deutscher Anführungszeichen verwendet – oder nutzt die Einfügen-und-ersetzen-Funktion, um die „normalen“ Gänsefüßen nach dem Schreiben auf einen Rutsch in Chevrons zu verwandeln.
Neuigkeiten